Ende November besuchte uns das Theater der Jungen Welt Leipzig an unserer Schule. Zwei achte Klassen hatten die Ehre, sich das Stück „Regarding The Bird“ von Nitzan Cohen ansehen zu dürfen. In dem Stück geht es um Hannah, gespielt von Anke Stoppa, ein siebzehnjähriges Mädchen, welches unter Autismus leidet und nach mehreren kritischen Vorfällen die Klasse verlassen soll, um auf eine Förderschule zu wechseln.
Hannah versteht nicht, was sie falsch gemacht hat. Sie kann durch ihr Asperger-Syndrom nur schwer soziale Interaktionen führen und erkennt Emotionen durch eine App auf ihrem Handy. Ihre Krankheit lässt sie keinen Sarkasmus verstehen und in vielen Situationen unangebrachte Sachen sagen. Um ihre Klasse davon zu überzeugen, dass sie die Schule nicht wechseln möchte, hat Hannah eine Powerpoint-Präsentation erstellt, welche den Schülern ihre Gefühlswelt und ihren Autismus näherbringen soll.
In dem Einpersonenstück hält Hannah nun ihre Präsentation und nach und nach erfährt man mehr über Hannah und ihre komplizierte Lage. Das Asperger-Syndrom scheint Hannah fest im Griff zu haben und sie ringt mit sich, die Kontrolle nicht zu verlieren. Verknotete Finger, wringende Hände, schabender Fuß und emotionale Aussetzer prägen Hannahs Verhalten.
Doch was ist Autismus und insbesondere das Asperger-Syndrom überhaupt? Autismus ist ein Sammelbegriff für Entwicklungsstörungen, die meist schon vor dem dritten Lebensjahr auftreten und Betroffenen den sozialen Umgang und sprachliche sowie nonverbale Kommunikation erschweren. Die Krankheit tritt oft ganz unterschiedlich auf und jeder Autist verhält sich anders. Bei Hannah wurde Asperger-Autismus diagnostiziert. Asperger ist eine autistische Entwicklungsstörung, bei der die betroffenen Menschen ein eingeschränktes Einfühlungs-vermögen, mangelhafte soziale Kompetenz und oft ungewöhnliche Sonder-interessen aufweisen.
Hannah schaute niemandem von uns in die Augen. War in einem Moment schüchtern, wirkte beinahe verängstigt und im nächsten Moment war sie übereifrig und zeigte stolz eine Narbe an ihrem Kopf oder musizierte mit einer Loopmaschine. Sie handelte oft impulsiv und rang mit sich, um ruhig zu bleiben. Ihre Emotionen wechselten schnell von wütend zu überglücklich und wieder zu tieftraurig und verzweifelt. Hannah sprang oft von einem Thema zum nächsten und konnte sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren.
Anke Stopper verkörperte Hannah und den Autismus wirklich sehr authentisch und viele von uns Schülern glaubten am Anfang, sie hätte wirklich Asperger. Stopper ließ sich von nichts aus ihrer Rolle bringen, bewies unheimlich gutes schauspielerisches Talent und brachte uns das Thema Autismus näher und rief Verständnis und Empathie hervor.
Wir sind sehr dankbar, dass uns trotz der derzeitigen Corona-Situation sowas ermöglicht wurde.
Vielen Dank an das Theater der Jungen Welt und Anke Stopper für dieses herzzerreißende Theaterstück.
Von Leni Hinterthür und Melina Sambale, 8-3