Ein #Rätselkrimi
von Leander
Willkommen in Tarunga, einem Land in dem die Todesstrafe noch existiert. Der Zeitgeist der Nation mag auf uns etwas seltsam wirken; die Menschen kleiden sich alle im mittelalterlichen Stil und die Häuser werden alle noch sehr traditionell im barocken Stil gebaut und auch der Lebensstil wirkt auf dem ersten Blick generell sehr „zurückgeblieben“. Die Tarunganer sind aber alles andere als zurückgeblieben: Es gibt Technologien, wie man sie auch bei uns finden könnte. Telefone, Radios und Computer sind alles keine unbekannten Geräte. Die Wissenschaft und die Bildung erfolgt auch auf dem heutigen Niveau. Alles was das Land Tarunga von den meisten westlichen Ländern unterscheidet ist, dass die Menschen keinen großen Wert auf Fortschritt und Innovation legen. Während bei uns jeder beinahe schon Internet süchtig ist, wird dort noch viel und gerne getanzt, musiziert und spaziert. Nur wenige Personen haben ihr Handy 24/7 dabei. Beliebter sind sogenannte „DiSiS“ bzw. „Digitale Sinfonie Spieler“ welche quasi die MP3-Player Tarungas sind.
Touristen von anderen Ländern sind nicht gern gesehene Personen. Was bei uns Gang und Gebe ist, wird dort oft als schändlich bezeichnet. Das Land und die Menschen von Tarunga legen viel Wert auf Kontinuität; wenn man einen Wolkenkratzer oder eintönige Industriebauten sucht, ist man hier falsch. Ein Architekt mit solchen verrückten Ideen würde hier niemals Aufträge bekommen.
Ihr kenn vielleicht Kapitalismus, Kommunismus und Humanismus doch wer nach Tarunga kommt, erlebt 100% Kontinuismus. Kontinuismus ist, wenn man seinen Stil immer weiter verfolgt, egal was die anderen sagen. Den Einfluss des Kontinuismus erkennt man am stärksten an der Mode und bereits beschriebenen Situation der Architektur des Landes.
Das Rechtssystem ist insgesamt zwar auch sehr vorangeschritten, jedoch nur in den Bereichen von Gerichtsverhandlungen und Kriminalistik. Die Strafen sind öfters noch sehr mittelalterlich, aber effektiv.
Zum Beispiel ist die Strafe für Mord wie ganz zu Anfang bereits verraten, standardmäßig der Tod. Jedoch gibt es noch mehr als nur eine Art eine Todesstrafe zu vollziehen. Deshalb darf der zum Tode Verurteilte immer selbst entscheiden wie er/sie sterben möchte. Normalerweise ist es ihm auch gestattet auszusuchen, wann er sterben möchte. Maximal darf ein gesamtes Jahr bis nach der Verurteilung gewartet werden. Dem Verurteilten wird auch ein Agent der TBI (Tarunganische Beschützer Institution) zugeteilt, der dafür sorgt, dass der Wunsch des Todessträflings erfüllt wird und er auf keine andere Weise stirbt. Die letzten Tage werden in einer Art Gefängnis-Pension verbracht. Den Sträflingen ist Ausgang unter Bewachung gewährt, jedoch dürfen sie nicht ihre jeweilige Stadt verlassen oder arbeiten. Also selbst wenn es die Todesstrafe in Tarunga noch gibt, wird sie recht menschlich abgehandelt.
Jetzt wisst ihr alles, was ihr über Tarunga und die Menschen der Nation wissen müsst.
Lernen wir nun ein paar Tarunganer kennen. Alise und Franziska Peters sind zwei sehr reiche Tarunganerinnen. Die beiden Schwestern stammen von einer wohlhabenden Komponistenfamilie ab und genießen ihre Zeit in einer eigenen Villa. Alise ist eine sehr talentierte Malerin, die am liebsten die Stadtszenerie einfängt. Franziska arbeitet als Auftrags Fotografin. Sie bekommt Geld von den verschiedensten Auftraggebern, um Fotos zu machen. Zum Beispiel bekommt sie Anfragen von selbständigen Reportern, sie als Fotograf zu begleiten. Franziska ist aufgrund ihrer Karriere eine sehr bekannte Persönlichkeit und gehört bereits in die B-Klasse Prominenz von Tarunga. Alise ist sehr stolz auf ihre Schwester und so ist es auch anders herum.
Mit dem ganzen Geld, was sie mitunter tagtäglich verdienen, finanzieren die Schwestern mehrere Angestellte in ihrer Villa, die größtenteils auch dort mit ihnen wohnen. Da wäre der Gärtner – Boris Pfeffer, das Hausmädchen – Marin Mütlich, der Koch – Seller Prise und der Hausmeister – Steffen Braan. Seller und Steffen haben beide ihr eigenes Zuhause und kommen zu geregelten Zeiten in die Peters Residenz: Seller Prise muss jeden Dienstag, Mittwoch und Samstag pünktlich um 11:30 Uhr da sein um das Mittagessen zu kochen. An den anderen Tagen muss er erst um 17:30 Uhr kommen – außer am Sonntag, da hat er frei. Der Hausmeister ist verpflichtet aller zwei Tage, außer am Wochenende (also Montag, Mittwoch und Freitag), von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr anwesend zu sein und sollte an den anderen Tagen in Bereitschafft bleiben, falls es mal irgendwelche Pannen geben sollte. Steffen Braan wird als Hausmeister eher weniger beachtet und hat kaum Kontakt zu den Hausbewohnern und Angestellten. Boris Pfeffer, der Gärtner, kümmert sich täglich um den kleinen Ziergarten hinter der Villa sowie das Gewächshaus, dessen Erträge meist zum Kochen verwendet werden. Zu den Aufgaben des Hausmädchens Marin Mütlich zählen: Betten machen, Wäsche machen und das Haus sauber halten. Sie fungiert auch als ein weiblicher Butler.
An einem Mittwochmorgen hallt um 7:24 Uhr ein schriller Schrei durch die Villa. Das Hausmädchen Marin Mütlich macht eine grausame Entdeckung: Die Künstlerische der beiden Peters-Schwestern – Alise liegt erstochen in ihrem Zimmer im Erdgeschoss. Sofort wird die Polizei verständigt.
Der Detektiv, welcher den Fall untersucht, macht folgende Entdeckungen: Die junge Frau wurde mit einer spitzen Linkshänder-Schere mehrere Male in den Bauch gestochen. Auf dem Boden sind viele matschige Schuhabdrücke von Stiefeln. Das Fenster ist offen und man hat eine gute Sicht auf den Garten. Die Schränke und Regale in dem Zimmer scheinen durchwühlt worden zu sein, jedoch wurden keine Wertgegenstände, Bilder oder Malwerkzeug entwendet. Die Malwerkzeuge sind alles spezielle Anfertigungen für Linkshänder. Die Todeszeit wird auf gestern Abend geschätzt. Im Mülleimer wurden blutige Hygienehandschuhe gefunden, wie sie oft in 5-Sterne-Restaurants verwendet werden.
Als Nächstes muss der Detektiv die Bewohner bzw. Angestellten befragen. Dafür müssen der Hausmeister und der Koch und auch Franziska zur Villa bestellt werden. Er fragte sie, was an dem heutigen Tag passiert sei bzw. wann sie das Opfer zuletzt gesehen haben. Die Bewohner, die außer Haus waren, wurden nur darüber befragt, ob ihnen am gestrigen Tag etwas aufgefallen sei und was sie gemacht haben. Das sind die Aussagen der Bewohner:
Marin Mütlich, Hausmädchen (32): „Ich bin heute Morgen ganz normal um 6:30 Uhr aufgewacht – Ich bin ja hier der frühste Vogel im Haus – und habe mich tagfertig gemacht. Dann musste ich so um 6:50 angefangen haben, die Leute im Haus zu wecken. Dabei klopfe ich immer an die Tür und rufe ‚Guten Morgen Sonnenschein!‘ oder so etwas in der Art. Mich hat‘s gewundert, dass die junge Herrin selbst 20 Minuten nach meinem lieblichen Morgengruß noch nicht ihr Zimmer verlassen hatte, das Frühstück war nämlich bereit. Also klopfe ich erneut an der Tür und frage nach ihrem Wohl, doch bekomme keine Antwort… Also lug ich hinein und erblicke wie die Herrin brutal ermordet daliegt! Ich konnte nicht anders als einen Schrei auszustoßen. Und wenn ich jetzt so dran denke, muss dass der Grund sein, warum Boris so plötzlich aufgeweckt dabeistand. Ojemine die ältere Herrin wird so verzweifelt sein über den Tod ihrer lieblichen Schwester! Ich bin natürlich auch entsetzt doch es ist besser mir das nicht anmerken zu lassen. Ich wüsste sonst wirklich nicht, wie ich sonst weiter machen könnte.“ „Gestern bin ich wie immer um 18:50 ins Bett gestiegen. Das letzte Mal als ich die junge Herrin sah, war kurz davor, als ich ihr gute Nacht wünschte. Das war auf dem ‚Malbalkon‘ wie‘s die Herrin nannte.“
Boris Pfeffer, Gärtner (27): „Eine wirklich schreckliche Tragödie! Ich hätte nie erwartet, dass Alise getötet wird! Vor allem nich‘ bei dem süßen Morgengruß von Marinchen. Normalerweise brauche ich sehr lange um morgens richtig wach zu werden, doch nachdem ich Marinchens Schrei hörte, war die Müdigkeit wie weggeblasen! Ich stürze sofort kampfbereit zu ihr, denn ich dachte, sie hätte einen Einbrecher entdeckt oder vielleicht eine Maus, doch was wir beide sahen, war wohl schlimmer als alles, was man sich je vorstellen könnte. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mein armes Marinchen solch eine grausige Szene vorfinden musste. Danach stand ich ihr bei, als sie die Polizei alarmierte.“ – „Gestern hatte es stark geregnet, deswegen musste ich bis zum Nachmittag warten, um im Garten zu arbeiten. Ich glaub‘, ich war da so von… sagen wir 15:30 Uhr bis 19:00 oder so beschäftigt. Danach wurde es zu dunkel zum Arbeiten. Ja und danach? Hab ich geschlafen…“
Seller Prise, Koch (30): „Ah, wer hätte gedacht, dass ich die Herrin überlebe…“ – „Gestern bin ich – wie sonst auch – äußerst pünktlich um 11:30 – wie vereinbart – zur Peter’s Residenz gekommen, um mein – wenn ich das mal so bemerken darf – äußerst schmackhaftes Mittagessen zuzubereiten. Es gab Kartoffelbrei mit Fischstäbchen, oder – wie ich es gerne nenne – Deutsches Fish’n’Chips! Ach und das Abendessen war eine recht einfache Zwiebelsuppe – Die Zwiebeln mussten nämlich äußerst dringend aufgebraucht werden, wissen Sie? Natürlich habe ich beiden Mahlzeiten beigewohnt, habe dann aber auch direkt nach dem abendlichen Abwasch – mit der äußerst kompetenten Frau Mütlich als tatkräftige Unterstützung – um 18:26 Uhr meinen –wenn ich das mal so sagen darf – äußerst langen Heimweg angetreten. Die Dame des Hauses hat sich übrigens sofort nach dem Essen in ihre Kammer zurückgezogen und folglich habe ich sie dann zum letzten Mal gesehen. Ach…“ – „Komisch ist, dass meine bestellten Hygienehandschuhe immer noch nicht angekommen sind! Gestern habe ich nämlich das letzte Paar verbraucht, wissen Sie? Normalerweise verspätet sich die Lieferung doch auch sonst nicht.“ – „Ich habe heute einen äußerst praktischen Pfannenwender gekauft, bevor all dieser Schlamassel passierte. Seitdem mir mein letzter Pfannenwender letzten Monat an die Pfanne geschmolzen ist, suchte ich schon nach einem Ersatz. Linkshänder-Utensilien sind einfach äußerst schwer zu finden, wissen Sie?“
Franziska Peters, Fotografin; Schwester des Opfers (28): „Ich war bei einer Veranstaltung und hab einen Reporter begleitet. Tut mir leid, dass ich öfters mit den Tränen ringen muss. Es ist einfach so ungerecht, dass die anderen sie etwas länger kennen durften als ich – Ihre Schwester! Ich bitte Sie, Bitte finden Sie diesen Schandtal, der meiner Schwester das Leben geraubt hat!“
Steffen Braan, Hausmeister (53): „Was sagen sie!? Es wurde eingebrochen und die junge Alise wurde ermordet? I-Ich… bin fassungslos. Wie konnte es nur passieren…!“ – „Mmmh ja, Ich war gestern nicht im Dienst. Es ist wirklich nur absitzen im größeren Sinne. Ich kann im Sommer ja nicht mal Schneeschippen oder sowas. Aber ich mach‘ gut Geld dabei. Am Mittwoch mag ich es gerne, meine Serien zu schauen. Diese Schätze sind noch wirklich was Wert, sag ich Ihnen. Was wurde eigentlich gestohlen? – Nichts? Das ist überraschend… Ich würde mich ja nicht auf die Suche nach Kleidung machen, wenn ich irgendwo einbreche. War der Einbrecher wohl nicht interessiert an ihrer Kunst? Kaum zu glauben, dass es solche Leute geben soll. Ich besuche alle ihre Ausstellungen! Ich wünschte nur, sie würde auch die ganzen anderen Bilder, die sie malt, veröffentlichen. Ich meine, selbst die schiefgehangenen sehen gut aus.“
Zusammenfassung der Hinweise
- Leiche – Die einzigen Wunden am Körper des Opfers sind Stichwunden von der Tatwaffe. Todeszeitpunkt war vermutlich am späten gestrigen Abend.
- Tatwaffe – Eine sehr spitze Linkshänderschere.
- Tatort – Das Schlafzimmer/Atelier des Opfers, gelegen im Erdgeschoss der Villa. Das Fenster stand offen und die Schränke wurden durchwühlt. Es wurden keine Wertgegenstände, Werkzeuge oder Bilder entwendet.
- Blutige Hygienehandschuhe – Im Mülleimer des Tatorts gefunden. Solche Handschuhe werden in Krankenhäusern und 5-Sterne-Restaurants verwendet.
- Matschspuren – Der Boden des Tatorts ist mit matschigen Stiefelabdrücken übersäht
- Marin‘s Aussagen – Sie hat die Leiche als Erste entdeckt und die Polizei alarmiert. Hat das Opfer zuletzt um ca. 18:50 auf dem „Malbalkon“ gesehen.
- Boris‘ Aussagen – Er hat die Leiche als Zweiter gesehen. Am gestrigen Tag hat es bis zum Mittag stark geregnet. Er hat von 15:30 bis 19:00 Gartenarbeit betrieben.
- Seller’s Aussagen – Er war von 10:30 bis 18:26 Uhr anwesend. Hat das Opfer zuletzt nach dem Abendessen gesehen, als sie sich in ihr Zimmer zurückzog.
- Franziska’s Aussagen – Sie will unbedingt Gerechtigkeit sehen.
- Steffen’s Aussagen – Er war gestern nicht anwesend. Ihn verwundert, dass der Einbrecher nichts entwendet hat.
Die Polizei verhaftet am nächsten Tag den Koch, Seller Prise wegen dem Mord an Alise Peters. Weißt du warum, das passiert ist und ob die Polizei die Richtige Entscheidung getroffen hat?
Kombiniere alle Hinweise, um der Wahrheit auf die Schliche zu kommen!
Seid gespannt auf die Auflösung dieses Falls!
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